Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Abendspaziergang eines Poeten

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Der Besuch des weißen Vaters

Der Besucherzähler

Der wahre Glaube ...

Deutsche Demokratische Revolution

Deutschland braucht Westerwelle

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Die deutsche Stimmgabel

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Die Maske machts?

Die neuen Kometen

Die Wort-Wende

Ein ganz normaler Abend ...

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Klage 12773

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Nachruf auf eine Legende

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Revolution international

Rotkäppchen reloaded

Rückkopplungen einer Donnerstagsdemo

Sarairgendjewo

Schengen? - Geschenkt!

Scheuergate - Hundekacke und Kinderwunsch

Schöner Sonntagmorgen

Stell dir vor

Tischgebet

Tschernobyl

Verkehrte (Um)welt

Von Kommas und Kröten

Vorschlag für neuen Eintrag ins deutsche Wörterbuch

Wackersdorf, Pfingsten '88

Wahlkrampf-Rap

Wahltag

Wahlversprechen kosten nichts

Warum führt die Lyrik so ein Schattendasein?

Warum "Worte gegen den Wind"

Was nicht im Lokalteil steht ...

Was wir sind

Wenn der Briefträger dreimal klingelt

Wer ist denn Sarrazin?

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 2)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 3)

Wiedervereinigung nachgeholt

Windstiller Morgen am Ufer der Weichsel

Wortergreifung

Zorniges Poem

Zwei 11. September

Zwei kurze


Siegfried Schüller

Abendspaziergang eines Poeten
Am Mainkai
in der Stadt von Goethen
geht ein Dichter.
Am Ufer steht er dann allein,
am Himmel ein paar Lichter.
Von der Messe kommt er grad,
vom Wimmeln zwischen Werbewaben.
Er muss erst noch verdaun:
die Trauben von Menschen,
die Bücher nur anschaun,
den ungestillten Wissensdurst
und eine Currywurst.
Seinen Blick nach oben lenkt er,
"Auch ich bin wichtig", denkt er.
So mit sich und der Welt
zufrieden kehrt er um und dort,
gleich unterm Großen Wagen
sieht er ihn sternwärts ragen:
den neuen Dom des Gottes Geld.
Die Türme der Banken –
der freie Blick zum Himmel,
hier hat er seine Schranken.
"Auch ich bin wichtig", glaubt er
mit sinkendem Mut:
so wichtig wie ein Sparbuch
für mein Geldinstitut.
Er denkt an Herrhausen und Ponto*
und an das Geld auf seinem Konto.
Zum Leben langt's, erkennt er
und fühlt sich wieder besser.
Fast vergessen ist der Frust,
vor einer Bar lehnt eine Nutte:
"Na, Kollege, hast du Lust?"
(Kollege hat sie ihn genannt!)
Er verkneift sich die Investition:
"Tut mir leid, bin abgebrannt!"
und neidet ihr den Hurenlohn.
"Dann geh doch heim, du blöder Wichser!"
macht sie ihn an.
Gesagt, getan.

* Das Gedicht über den Spaziergang eines nach dem Besuch der
Frankfurter Buchmesse frustrierten Dichters entstand 1989/90.
Alfred Herrhausen und Jürgen Ponto, Manager der Deutschen
Bank in Frankfurt, wurden 1989 bzw. 1977 von der RAF ermordet.
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