Siegfried Schüller
Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)
Der
Weltuntergang war vorhergesagt - wieder einmal. Der Termin stand jedenfalls
fest. Diesmal nach dem Tolpaken-Kalender.
Zugegeben,
das war nicht neu und beim letzten Anlauf hatte es zum x-ten Mal wieder nicht
geklappt mit dem Untergang. Aber diesmal war es anders. Sogar ernstzunehmende
Wissenschaftler hatten zugeben müssen, dass die Möglichkeit, dass das
Ereignis diesmal tatsächlich eintritt, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
nicht völlig auszuschließen sei.
Bei
vielen Erdbewohnern war daraufhin Panik ausgebrochen. Etliche verkauften ihr
ganzes Hab und Gut, ihre Häuser oder Eigentumswohnungen und ihre Aktien. Sie
verprassten ihr Vermögen, indem sie es für oberflächliche Vergnügungen
ausgaben oder sie gingen auf Weltreise um die letzte Gelegenheit zu nützen
die Erde ringsum kennenzulernen, ehe sie unterging. Andere bauten ihre Keller
zu Bunkern aus und legten Vorräte für Monate an. Es gab sogar Optimisten,
die ihr Testament verfassten. In der Hoffnung, dass nach dem Untergang der
Welt nicht nur etwas zum Vererben, sondern auch noch Erben da sein würden.
Nicht
so die Drögelmanns. Aber nicht etwa, weil sie nichts hatten, was sie hätten
vererben oder verscherbeln können, sie waren nur zu beschäftigt damit, das
Heute zu bewältigen, als dass sie sich Gedanken machten über das, was
vielleicht übermorgen kommen könnte. Und außerdem: Wenn sie alles
verkauften, was bliebe ihnen dann, wenn der Weltuntergang doch nicht stattfand
oder sie ihn wider Erwarten überlebten?
Die
Tage zuvor hatte es ausgiebig geschneit und alles war mit einer dicken,
weißen Schicht bedeckt gewesen. Dann hatte es drei Tage lang geregnet und von
der weißen Pracht war außer Matsch nur noch ein kleiner Flecken übrig
geblieben. Dort, wo Herr Drögelmann mit seinem Schneeschieber die Schneemassen
vom Gehweg auf die Rasenfläche geschaufelt hatte.
Dieser
restliche weiße Fleck im Garten hatte seltsame Umrisse. Er erinnerte
irgendwie an ein Schriftzeichen einer fremden, längst untergegangenen Kultur.
Drögelmann machte mit seiner Digitalkamera ein Foto davon.
Zehn
Tage nach dem vorhergesagten Termin, als kaum noch jemand an einen
Weltuntergang glaubte, ging es los.
Am
helllichten Tag verdunkelte sich der Himmel. Drögelmanns zogen sich warm
an und traten hinaus auf
ihre Terrasse. Über ihren Köpfen zog eine düstere Wolkendecke auf und
darunter hingen wie riesige Eiterbatzen gelbliche Wolken.
Beeindruckend
dreidimensional sahen sie aus und schienen wie zum Greifen nah, doch ahnte
man, dass sie nichts Gutes versprachen.
Blitze
zuckten herab in der Ferne, die Wolkenwand rückte näher. Die wenigen Vögel stellten
ihr Zwitschern ein, der Wind ließ nach, mit ihm der ferne Autolärm, und auch
alle anderen Geräusche verstummten. Als hielte die ganze Welt den Atem an und
wartete auf das, was kommen sollte.
...
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