Siegfried Schüller
Das Ende *
Am Abend gehn die Lichter aus
und alle Leute gehn nach Haus.
Am Morgen sieht man sie dann wieder:
Sie singen traurige Lieder.
Denn in der Nacht da starben viele,
die bei Tag noch fröhlich waren.
Jetzt stehen sie und schweigen
an ihren Totenbahren.
Und durch die Straßen schleicht ein Zug
von Menschen ohne Gesichter.
Doch keine Träne fällt herab
auf die schwarzen Roben der Richter.
Denn schon auf dem Weg ins Grab
sind auch die, die übrig blieben.
Im Todesurteil der Menschheit stand
auch ihr eigener Name geschrieben.
* Mein Beitrag zum Weltuntergang.
"Das Ende" ist eins meiner
ältesten Gedichte. Es hat bisher noch jede allgemeine oder
persönliche Apokalypse überstanden. Wahrscheinlich überlebt
es auch den nächsten Weltuntergang –
vielleicht sogar den letzten.
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