Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Wahltag

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Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 2)

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Wiedervereinigung nachgeholt

Windstiller Morgen am Ufer der Weichsel

Wortergreifung

Zorniges Poem

Zwei 11. September

Zwei kurze


Verkehrte (Um)Welt im Jahr 2000* 

Im Kurpark von Bad Oldesloe in Ostholstein nervt eine große Saatkrähen-Kolonie die Kurgäste und Anwohner mit ihrem ständigen Gekrächze. Im niedersächsischen Diepholz mussten Freiluftkonzerte abgebrochen werden, weil die dortigen Krähen den Besuchern auf die Köpfe kackten.
(In der Ukraine haben sie schon vor Jahren dafür gesorgt, dass eine ganze Region um den Ort Tschernobyl auf Jahrhunderte hinaus unbewohnbar wurde und in der Folge Tausende von Menschen an Krebs erkrankten – einer weiteren geschützten, aber für den Menschen äußerst schädlichen Tierart.)

Ein Hamburger Sozialwohnungs-Großprojekt musste auf Eis gelegt werden wegen einem Wachtelkönig: Ein seltener Vogel, der angeblich auf den zu bebauenden Wiesen sein Unwesen treibt.
(Erst kürzlich machte er durch seine soziale Verantwortungslosigkeit im holländischen Enschede¹ ein ganzes Stadtviertel dem Erdboden gleich.)

Beim Neubau der ICE-Strecke Hannover-Berlin führten Maßnahmen zum Schutz von 26 Großtrappen zu Kosten von rund einer Million Mark pro Vogel.
(Dabei haben sie erst zwei Jahre zuvor ebenfalls in Niedersachsen auf der Eisenbahn-Rennstrecke bei Eschede ein schweres Unglück mit 101 Toten verursacht, indem sie einen ICE-Zug zum Entgleisen brachten.)

In Göttingen versuchten Feldhamster den Bau eines Forschungszentrums für Gentechnik zu vereiteln, und im Mühlenberger Loch bei Hamburg wollten Löffelenten den Ausbau ihres Naturschutzgebietes zu einem Großprojekt der Airbus-Industrie verhindern (was ihnen jedoch nicht gelang).

Biber bedrohen Deiche, indem sie selber Dämme bauen; Maulwürfe zerstören deutsche Rasenflächen, indem sie ungenehmigten Bergbau betreiben und sich unter der Erde verkriechen (und sich damit feige ihrer Verantwortung entziehen für das Ozonloch, den Treibhauseffekt und die weltweite Zunahme von Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen).

Rücksichtslose, aber geschützte Fledermäuse vereiteln durch gezieltes Koten – als Zeichen ihrer Anwesenheit in fremden Dachstühlen – den Ausbau von Häusern, und der bekannte Automörder Steinmarder genießt in aller Ruhe eine halbjährige Schonzeit (obwohl alljährlich auf deutschen Straßen und Autobahnen Massenkarambolagen mit Millionenschäden und Tausende von getöteten Menschen und Tieren auf sein Konto gehen).

Gewissenlose Kormorane schädigen Fischzüchter und Angler, stören Jäger und Erholungssuchende und dürfen trotzdem nicht abgeschossen werden (obwohl sie bekanntermaßen seit langem die Weltmeere leer fischen und allein im Jahr 2000 bereits den gesamten Fischbestand der ungarischen Theiß² vernichtet haben).

(Und in meinem Garten hält ein Blaumeisen-Pärchen seit Wochen hartnäckig einen Nistkasten besetzt; im Schlafzimmer feiern Stechmücken Blutorgien, und am Honigglas in der Küche kleben gierige Ameisen.)

Harte Fakten und kein Zweifel:
Die Natur befindet sich erbarmungslos auf dem Vormarsch und bedroht unser aller Lebensraum und Existenzgrundlage.

(Wir sollten nicht aufhören uns gegen sie zu wehren.)

Hier gibt's den Text als PDF  


* Anmerkung: dieser Text entstand als Antwort auf einen Artikel in der Illustrierten "Stern" (Nr. 18 vom 27.04.2000). In seinem – von ihm selbst so bezeichneten – Pamphlet "Wenn Naturschutz Nonsens wird" stellte der Autor Wolfgang Röhl anhand der oben genannten Beispiele den Artenschutz als übertrieben, schädlich und viel zu kostspielig dar. 
Die  in Klammern stehenden Tatbestände habe ich hinzugefügt. Sie sind leider auch nicht völlig frei erfunden. 
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¹ Durch die Explosion der Feuerwerksfabrik von Enschede am 13. Mai 2000 starben 23 Menschen. 947 wurden verletzt und 1500 Wohnhäuser beschädigt oder zerstört.
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2 Nach schweren Regenfällen brach am 30. Januar 2000 in der rumänischen Stadt Baia Mare der Damm des Absetzbeckens einer Golderz-Aufbereitungsanlage. Zirka 100 Tonnen Zyanid gelangten in den ungarischen Fluss Theiß, vernichteten dort alles Leben und damit auch die Existenzgrundlage einiger hundert Fischer. 
Bei einer ganz ähnlichen Katastrophe in Ungarn trat am 4. Oktober 2010 beim Kolontár-Dammbruch bis zu eine Million Kubikmeter giftiger Rotschlamm aus den Speichern eines Aluminiumwerks aus. Zehn Menschen starben, 150 wurden verletzt und ein ganzer Landstrich wurde unbewohnbar.
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