Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)

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Wiedervereinigung nachgeholt

Windstiller Morgen am Ufer der Weichsel

Wortergreifung

Zorniges Poem

Zwei 11. September

Zwei kurze


Windstiller Morgen
am Ufer der Weichsel

Der Tag ruht noch
in den Armen der Felder
über den Halmen
steht die Luft.
Wer am Straßenrand
schon auf den Beinen
sucht seinen Schatten
dreht sich nicht um
hält den Atem an
oder Ausschau
nach den Wolken der Nacht ...

Zweitausendmeter weiter
glitzert der Fluss, bremsen die Laster
springen Männer ab mit breiten
blitzblanken Schaufeln.
Einer prüft mit feuchtem Finger
aber alle wissen sie woher
und dass er heute nicht weht
der Wind.

Schnell die Planen herunter, die grauen
Tücher vor Mund und Nase gebunden.
Immer dringt etwas durch
was dann wie Feuer
brennt, wie bitteres Blei
auf der Zunge liegt.
Sie schweigen
schaufeln, fegen
die Ladeflächen leer –
ein Wenig trägt die Luft
das Meiste treibt die Strömung fort.¹

Die Männer waschen
ihre Schaufeln im Fluss –
abwärts durch Krakau, Warschau
zieht der stille, graue Strom
und Tag für Tag
Schaufel um Schaufel
löst sich so auf, verschwindet
die Asche von Auschwitz. ²


 "Windstiller Morgen ..." erschien 2011 in Wroclaw (Breslau) in der Taschenkalender-Ausgabe
der polnischen Literaturzeitschrift Cegła (sprich: Zegwa = Ziegel) Nr. 18. Dort kann man die Texte
im Original und in der Übersetzung nachlesen.
(Und wer mal sehen will, was das Übersetzungs-Werkzeug von Google mit den Texten macht,
der klicke hier. )

¹ Auszug aus den autobiographischen Aufzeichnungen von Rudolf Höß - Lagerkommandant
des KZ Auschwitz von 1940 - 43:

"Je nach Körperbeschaffenheit wurden bis zu drei Leichen in eine Ofenkammer gebracht.
Auch die Dauer der Verbrennung war durch die Körperbeschaffenheit bedingt. Es dauerte im
Durchschnitt 20 Minuten. Wie schon an früherer Stelle gesagt, konnten die Krematorien I und II
innerhalb 24 Stunden ca. 2000 Leichen verbrennen, mehr war, ohne Schäden zu verursachen,
nicht möglich. [...] Die Asche fiel während des ohne Unterbrechung fortgesetzten Verbrennens
durch die Roste und wurde laufend entfernt und zerstampft. Das Aschenmehl wurde mittels
Lastwagen nach der Weichsel gefahren und dort schaufelweise in die Strömung geworfen, 
wo es sofort abtrieb und sich auflöste."  -
So sorgten die Täter für die Vernichtung der Spuren.
Höß' Aufzeichnungen erschienen erstmals 1958 unter dem Titel "Kommandant in Auschwitz"
bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart. Herausgeber war der Historiker Martin Broszat,
ehem. Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, der nach seinem Tod in den Verdacht
geriet, in seiner Jugend selbst Mitglied der NSDAP gewesen zu sein.
Die aktuelle 23. Auflage von "Kommandant in Auschwitz" erschien im April 2011 als
Taschenbuchausgabe bei dtv, München; 296 Seiten, ISBN 978-3-423-30127-5. (Es fällt schwer,
Werbung für ein solches Buch zu machen, aber ich kann Ihnen versichern: Der Autor und Täter
hat nichts mehr davon. )

² Es gibt auch Menschen, die das alles leugnen, zum Beispiel den Bischof und Holocaust-Leugner
Richard Williamson.

Ein Beitrag (2 Teile) über Auschwitz als Symbol für den Holocaust steht bei tagesschau.de.

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