Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Abendspaziergang eines Poeten

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Klage 12773

Landschaft mit Herzstörungen

Lebensbaum

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Morgen im März

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Nachruf auf eine Legende

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Revolution international

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Sarairgendjewo

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Scheuergate - Hundekacke und Kinderwunsch

Schöner Sonntagmorgen

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Von Kommas und Kröten

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Wackersdorf, Pfingsten '88

Wahlkrampf-Rap

Wahltag

Wahlversprechen kosten nichts

Warum führt die Lyrik so ein Schattendasein?

Warum "Worte gegen den Wind"

Was nicht im Lokalteil steht ...

Was wir sind

Wenn der Briefträger dreimal klingelt

Wer ist denn Sarrazin?

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 2)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 3)

Wiedervereinigung nachgeholt

Windstiller Morgen am Ufer der Weichsel

Wortergreifung

Zorniges Poem

Zwei 11. September

Zwei kurze


Siegfried Schüller

Landschaft mit Herzstörungen *

„Ein paar Bergle, Weiher, Wiesen mit Bächle und Kühen – wie schön!“ Die Spaziergängerin, bei der ich diesen Satz aufgeschnappt habe, hat recht: Die Landschaft zwischen den Zeugenbergen des Jurameeres und dem westlichen Rand der Mittleren Frankenalb ist nicht spektakulär, vereint aber voralpenländisches Flair mit hinterwäldlerischem Charme.

„Un paesaggio quasi toscano“, hat ein italienischer Bekannter sie genannt: eine beinahe toskanisch anmutende Landschaft.

Dort geboren bin ich nicht, in mehr als 25 Jahren ist sie mir aber ans Herz gewachsen, und mein früher Wunsch, ein Bach solle einmal durch mein Wohnzimmer fließen, hat sich – knapp daneben nur – erfüllt. Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht und Guten Morgen, wenn nicht gerade der örtliche Bauhof seinen alljährlichen landschaftspflegerischen Amoklauf macht. Was da nicht bei „drei“ kein alter Baum mehr ist, wird gnadenlos gefällt und verhackschnitzelt. – Zwei Windräder auf dem Albrand stören mich dagegen nicht: Lieber zehn davon in Sichtweite, als ein AKW in sicherer Entfernung.

Aber im Tal wird’s enger: seine grüne Lunge geteert, seine Lebensadern einbetoniert, das Herz der Landschaft gestört.

„Der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal zieht sich mitten durch das künftige Gewerbegebiet und wertet einschließlich der beidseitigen Grünstreifen die über 30 Hektar große Fläche auf.“ Dieser Satz stammt nicht von mir, unser Bürgermeister hat das geschrieben. Es geht um Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Die heimischen Arbeitskräfte – ich sehe sie schon massenhaft die Hochregale erklimmen in der riesigen Lagerhalle, der bald Wald und Wiesen geopfert werden sollen.

Immer neue Industrie- und Wohngebiete, Umgehungen und Supermärkte entstehen. Natur und Kulturlandschaft im Sulztal werden zum Begleitgrün degradiert. Die Verantwortlichen bekunden ihre Verbundenheit mit Heimat und Natur, während sie gleichzeitig deren Vergewaltigung planen.

Die Landschaft ist schön, auch ohne dass ich ihre Schönheit beschreibe – ohne das Tun dieser Leute würde sie es bleiben.


* "Landschaft mit Herzstörungen" erschien 2011 in der deutsch-tschechischen Anthologie "Herzenslandschaften". Nähere Informationen dazu gibt es bei meinen Buchtipps.
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