Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Klage 12773

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Minilohn (Kennst du das Land)

Missstände muss man bekämpfen

Morgen im März

Nach langem Marsch

Nachruf auf eine Legende

Rede von Slavoj Zizek

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Revolution international

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Sarairgendjewo

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Schöner Sonntagmorgen

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Tischgebet

Tschernobyl

Verkehrte (Um)welt

Von Kommas und Kröten

Vorschlag für neuen Eintrag ins deutsche Wörterbuch

Wackersdorf, Pfingsten '88

Wahlkrampf-Rap

Wahltag

Wahlversprechen kosten nichts

Warum führt die Lyrik so ein Schattendasein?

Warum "Worte gegen den Wind"

Was nicht im Lokalteil steht ...

Was wir sind

Wenn der Briefträger dreimal klingelt

Wer ist denn Sarrazin?

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 1)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 2)

Wie Drögelmanns den Weltuntergang überlebten (Teil 3)

Wiedervereinigung nachgeholt

Windstiller Morgen am Ufer der Weichsel

Wortergreifung

Zorniges Poem

Zwei 11. September

Zwei kurze


Januar 2015

Siegfried Schüller

Da werd ich zum Charlie – aber so was von ...

Die Opfer der Terroranschläge in Frankreich sind noch nicht alle beigesetzt, schon blasen die Hüter der öffentlichen Moral hierzulande zum Angriff. Sie reagieren wie pawlowsche Hunde bei der Konditionierung: Kaum wittern sie einen nicht allzu weit entfernten Terroranschlag, da läutet bei ihnen das Glöckchen, läuft ihnen das Wasser im Mund zusammen, und bellen sie nach mehr Überwachung, härterem Durchgreifen und schärferen Gesetzen. (Weniger hellhörig – und mit jahrelanger Reaktionszeit – waren sie dagegen bei den Mordanschlägen des NSU.)

Den sogenannten Blasphemie-Paragrafen 166 des Strafgesetzbuches – von dem bisher kaum jemand wusste, dass er überhaupt existiert – wollen sie nicht etwa abschaffen, sondern verschärfen. Blasphemie, Gotteslästerung also – oder womit auch immer man religiöse und weltanschauliche Gefühle verletzen und den öffentlichen Frieden stören könnte – soll härter bestraft werden. Um Gefühle zu schützen. Konsequenterweise müssten die Moralhüter dann auch gleich den Koran und die Bibel verbieten. (Lesen Sie dazu einen sehr interessanten und erhellenden Kommentar in der "Zeit"!)

Unzählige Gräueltaten, Kriege und andere Verbrechen – im Namen allah möglichen Götter und Götzen – wurden im Lauf der Geschichte und bis heute mit religiösem Eifer und aus weltanschaulichen Gründen begangen. Wie viel Leid, Verleumdung, Verfolgung, Folter und Morde gehen auf das Konto religiöser Gefühle? – Da kann man eigentlich gar nicht genug Phemie blasen. Vorsicht aber! Blasphemisten sollten zu ihrer Sicherheit nicht nur eine Narrenkappe tragen, sondern auch eine schusssichere Weste. Denn: In ihren religiösen Gefühlen Verletzte greifen gern zur Waffe.

Vielleicht meinen sie es ja nur gut, die Moralhüter und Gesetzesverschärfer – und wollen Karikaturisten und Satiriker quasi in Schutzhaft nehmen vor den mörderischen Gefühlsausbrüchen religiöser Fanatiker? – Aber auf der einen Seite behaupten „Ich bin Charlie“ und auf der anderen zur Jagd auf Blasphemisten blasen? – Das geht gar nicht, ihr Heuchler, ihr janusköpfigen! Da werd ich selbst zum Charlie, aber so was von.

Die Leute von Charlie Hebdo haben Karikaturen gezeichnet und veröffentlicht – und ließen sich nicht mundtot machen. Dafür wurden sie getötet. Jetzt sollen die religiösen Gefühle ihrer Mörder geschützt werden?

Hütet euch vor den selbsternannten Hütern einer Moral, die Freiheit und Meinungsfreiheit einschränken will. Solche Wächter und Verfechter sind die wohlmeinende Vorhut von Intoleranz und Totalitarismus.

Toleranz ist kein Wunschkonzert. Sie hört nicht auf, wo sie anfängt einem wehzutun, sondern erst dort, wo die Gewalt gegen andere beginnt.

 

Danke für Ihre Toleranz!

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