Worte gegen den Wind ... Die Seite mit kritischer Lyrik und Satire

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Zwei 11. September

Zwei kurze


Als Aushilfe vor Weihnachten im Versandhaus: harte Arbeit, schlechter Lohn, miese Chefs, gute Kollegen. Kann man sich als Einzelner gegen Mobbing und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen wehren?
Hier geht meine alternative Adventsgeschichte weiter und Sie erfahren, wie das geht.

Siegfried Schüller

Chaos im Versandhaus (Teil 4)

Wenn Ullrich von seinen "Geschäften" zurückkehrte und schlechte Laune hatte, dann kam es vor, dass er seinen Adjutanten als "faule Sau" beschimpfte und ihn zur Strafe mit ausladen ließ. Ullrich selbst legte nie Hand an ein Paket.

Gleich am ersten Tag auf der Rampe schnitt sich Georg am scharfkantigen Karton eines der schwereren Pakete den rechten Daumenballen auf. Da seine Hände vor Kälte fast gefühllos waren, bemerkte er es erst, als er das Blut sah.

Von Ullrich bekam er daraufhin ein Pflaster, ein Paar Arbeitshandschuhe und einen Anschiss wegen der Blutflecke auf den Paketen. – Flecken auf einem Paket: Das könnte zu Kundenbeschwerden führen. – Und nur wenn es draußen stark regnete oder schneite und der Wind die Flocken und Tropfen hereinblies, wurde das Rolltor an den Seiten heruntergelassen – damit die Pakete nicht nass wurden.

 

Beim Schichtwechsel um 22:30 Uhr gab es jedes Mal einen Stau vor der Stechuhr. Jeder wollte möglichst schnell hinaus und von draußen her drängelten die Leute von der Nachtschicht, die zu spät dran waren und möglichst schnell hinein wollten. Ab und zu versperrten auch noch die uniformierten Männer vom Werkschutz den Weg. Stichprobenartig durchsuchten sie die Taschen der Arbeiter. Einmal haben sie sogar einen erwischt. Er hatte ein paar Christbaumkugeln mitgehen lassen, angeblich aus einem aufgeplatzten Päckchen. Am nächsten Tag erschien er nicht mehr zur Arbeit, man hatte ihm fristlos gekündigt.

Nach der Arbeit war Georg meistens ziemlich geschafft – eigentlich zu müde um noch etwas zu unternehmen, aber trotzdem viel zu aufgekratzt um gleich schlafen zu können. Deshalb machte er sich oft nicht sofort auf den Heimweg, sondern fuhr mit der U-Bahn in die Stadt um in seiner Stammkneipe noch ein, zwei Bierchen in Gesellschaft zu trinken.

An den Abenden, an denen er gleich nach Hause fuhr und ins Bett ging, hatte er am nächsten Tag immer das Gefühl, nur noch für Händle zu leben – es sei denn, seine Freundin wartete in seiner Wohnung auf ihn. Das kam aber nicht so häufig vor, da sie Krankenschwester war und schon früh um sechs im Krankenhaus auf der Matte stehen musste – oft sogar am Wochenende.

So oder so wurde es für Georg meistens ziemlich spät und er schlief am nächsten Tag bis kurz vor Mittag. Sein Frühstück war für ihn dann gleichzeitig das Mittagessen und danach musste er sich schon bald wieder auf den Weg zur Arbeit machen. Auf die Art verging seine freie Zeit irgendwie nutzlos und die Tage zogen sich einer wie der andere dahin.

 

Aber je näher Weihnachten heranrückte, umso stärker schwoll der Strom der blauen Pakete an. Hatten Georg und seine Kollegen vorher ab und zu noch Zeit gehabt zwischendurch mal eine zu rauchen, ehe der nächste Container angeliefert wurde, so stand jetzt, wenn einer geleert war, immer schon ein anderer bereit.

Ullrich trieb seine Leute zu Höchstleistungen an. Je schneller sie aber ausluden und die Pakete auf die Förderbänder knallten, die von den einzelnen Containern wegliefen, desto eher passierte es, dass die Pakete auf dem breiteren Band, das nach oben in die Halle führte, nicht im richtigen Takt aufeinander trafen. Manchmal verkeilten sie sich dann, blieben stecken und es gab einen Paketstau.

Sobald die Leute im Leitstand auf ihren Überwachungsbildschirmen einen solchen Stau entdeckten, ertönte eine Hupe, das Band stoppte und die Stimme des Hallenleiters dröhnte, dass sie gefälligst besser aufpassen sollten.

Bevor sie aber weiter ausladen konnten, musste erst der Paketstau beseitigt werden. Dazu kletterte dann entweder einer von ihnen das schräge Förderband hoch oder jemand anders von der Halle aus – je nachdem wo sich die Pakete ineinander verkeilt hatten. Jedenfalls dauerte es immer eine ganze Weile, bis alle Pakete mühsam auseinander sortiert waren.

 

In einer dieser Zwangspausen kam Ullrich auf einmal mit vier Flaschen Bier aus seinem Kabuff. Zur Überraschung aller gab er eine Runde Zigaretten aus und drückte jedem eine Flasche in die Hand, obwohl offiziell auch Alkoholgenuss am Arbeitsplatz verboten war.

Sie rauchten und tranken ihr Bier und Ullrich unterhielt sich eine Weile ganz freundlich und normal mit ihnen, wobei er über seine Kreuzschmerzen klagte. "Aha", dachte Georg, "jetzt hat er ein schlechtes Gewissen, weil er uns nie hilft beim Ausladen."

Ullrichs unerklärlicher, fast euphorischer Zustand hielt etwa zehn Minuten an, bis das Band wieder lief und er sich wieder in sein Kämmerchen zurückzog. Vielleicht hatte er sich gelangweilt. Sein Adjutant war nämlich wegen Grippe krank geschrieben und so hatte er niemand, mit dem er seine Zeit totschlagen konnte.

Sobald Ullrich wieder außer Sicht war, drosselten sie ihr Arbeitstempo etwas und nutzen die Gelegenheit sich zu unterhalten. Vassílis, ein älterer Grieche, der Georg immer Georgios nannte, erzählte gerne von seiner Heimat und seiner Familie; Peter, der aus der DDR geflüchtet war, gefiel es, mit Georg ein wenig zu sächseln.

 

Am Tag darauf war Ullrich wieder ganz der Alte. Diesmal war er sogar noch übler drauf als gewöhnlich. Kalle war, wie gesagt, nicht da und so musste Ullrich sich ab und zu höchstpersönlich draußen in die Kälte stellen um sie anzutreiben. Der ungewohnte Stress und die übliche Menge Alkohol ergaben wohl eine ungute Mischung, die ihm zu Kopf gestiegen war. Er fuchtelte mit den Armen herum wie eine Furie, brüllte, beschimpfte sie und fluchte in einer Tour.

Georg wusste jetzt, wie man sich fühlt, wenn man kurz davor ist jemanden umzubringen. Ihm taten die Schultern und das Kreuz weh, aber wie in Trance buckelte er weiter, bis er seine Arme kaum noch spürte.

Vassílis war schließlich der Erste, der bemerkte, dass Ullrich mal wieder zu einem seiner "Geschäftsgänge" verschwunden war. Er klopfte Georg auf die Schulter: "Hey, Georgios, mach langsam, er ist weg!"

Georg hatte Mühe, sein Tempo wieder auf ein erträgliches Maß herunterzufahren. Die Verschnaufpause dauerte aber nicht lange, dann kamen die Lkws und brachten zwei volle Container auf einmal. Jetzt standen also gleich drei Container an der Laderampe. Es war zum Verzweifeln. – Da aber hatte Georg eine Idee ...

...

 


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